Vierzig Jahre Neoliberalismus haben hierzulande wie weltweit ihre Spuren in den gesellschaftlichen Strukturen hinterlassen. Eine bis zur Unkenntlichkeit ausdifferenzierte Vielfalt an Beschäftigungsverhältnissen und Professionen, gefühlt die Hälfte auf Selbstverwirklichungssprungbrett getrimmt, lässt nur noch schwer das gemeinsame Los der arbeitenden und zu konkurrierenden Individuen vereinzelten Menschenmassen erkennen. Jede*r ist seines eigenen Glückes Schmied, nicht wahr? Auch wenn den Meisten das nötige Kleingeld für Amboss und Hammer fehlen dürfte. Und was sollen auch die Pflegerin im Krankenhaus, der Liefer-Rider auf dem Sprint zum nächsten Kunden, die Supermarktkassiererin am Rollband, der Handwerker auf dem Bau, die Webdesignerin am Smartboard und der Spargelstecher auf dem Feld groß gemein haben?
Ökonomisch betrachtet ist die Sache klar, sie alle müssen ihre Arbeitskraft, ihre Zeit, ihr Wissen, ihre Kreativität, sogar ihre Persönlichkeit verkaufen, um das Geld zu erhalten, dass das Leben nun mal braucht. Sie alle sind von einem Management betroffen, das mal besser, oder mal schlechter sein kann, aber dass immer per Definition nicht vorrangig ihre Interessen vertritt, sondern die der Besitzer*Innen. Sie alle miteinander sind auf existenzielle Weise von eben diesen Besitzer*Innen abhängig, die sie in ihrem Alltag meist gar nicht antreffen. Und wirft ihrer aller Arbeit nicht mehr genug Gewinn ab, so kann es ganz schnell ungemütlich für sie werden, egal wie gut die Arbeit gemacht wurde, oder nötig sie auch künftig bliebe. Gar nicht so wenige Gemeinsamkeiten also.
Die geteilte Erfahrung jedoch, sie fehlt zumeist. Es fehlt der gemeinsame Raum, der die Voraussetzung für eine Verständigung und eine aus diesem Austausch erwachsende praktische Solidarität wäre. Ein solcher gemeinsamer Raum, ein Raum des Austausches, der Solidarität und des gemeinsamen Kampfes, kann die Gewerkschaft sein. In ihr kommen Menschen mit verschiedenen Berufen, aus verschiedenen Betrieben, mit unterschiedlichen Hintergründen und Lebensverhältnissen zusammen, vereint in einer gemeinsamen Rolle, vereint in den tagtäglichen Kämpfen gegen Ausbeutung, Ausgrenzung, zu niedrige Löhne, schlechte Arbeitsbedingungen und herrische Chefs.
Um jedoch wirksam gegen Ausbeutung und Willkür seitens der Besitzer*Innen und ihres Managements vorzugehen, bedarf es einer kritischen Masse an auseinandersetzungswilligen Arbeiter*Innen und einer tragfähigen Solidarität zwischen denen die von Arbeitskämpfen akut betroffen sind und jenen, deren Auseinandersetzungen vielleicht schon stattgefunden haben, oder erst noch stattfinden werden. Es gilt festzuhalten, dass wir mehrheitlich alle im gleichen Struggle gefangen sind, nur an unterschiedlichen Punkten. Unsere stärkste Waffe ist unsere gegenseitige Solidarität gegen die gezielt herbeigeführte Vereinzelung.
In diesem Sinne: join the union – seid solidarisch - kommt zur FAU! Als kämpferische Basisgewerkschaft, sind die Gleichberechtigung aller Mitglieder, Selbstorganisation und gegenseitige Solidarität unsere zentralen Werte. Ob im aktiven Organisieren, oder als solidarische Masse im Hintergrund, für einen erfolgreichen Klassenkampf braucht es uns alle. Auch dich!