Die FAU-Heidelberg freut sich den Beginn der Verhandlungen für einen Haustarifvertrag im archäologischen Ausgrabungsbetrieb “Südwest Archäologie (SWA)” anzukündigen.
Private archäologische Unternehmen existieren nicht lange in Deutschland (etwa 30 Jahre) und es handelt sich meistens um kleine unabhängige Unternehmen, wie SWA. Dementsprechend sind die Löhne und Arbeitsbedingungen nicht flächendeckend standardisiert und in vielen Fällen kommt es zu Ausbeutung in Form von unterirdischen Löhnen, großen Arbeitssicherheitsrisiken und insgesamt schlechteren Bedingungen im Vergleich zu Archäolog*innen, die für den öffentlichen Dienst arbeiten oder zu Menschen in verwandten Branchen wie Bau. Dazu noch ist die gewerkschaftliche Organisierung in der Archäologie so gut wie nicht existent, da Archäolog*innen schon während des Studiums lernen unter miesen Bedingungen auszugraben und von ihnen erwartet wird, dass die Leidenschaft für ihren Beruf ausreicht um diese Bedingungen hinzunehmen.
Dennoch haben die Beschäftigten von SWA eine Betriebsgruppe gegründet, sich in der FAU-Heidelberg organisiert und über die letzten Monate ihre Forderungen an den Betrieb gesammelt und in einen Haustarifvertrag destilliert. Ihre Hauptforderungen sind:
Faire Löhne und Inflationsausgleich für alle. Insbesondere gleicher Lohn für gleiche Arbeit unabhängig vom Arbeitsort.
Fahrtzeit = Arbeitszeit, da die Einsatzorte oft sehr weit weg vom Firmensitz und vom Wohnsitz der Arbeitnehmer*innen sind.
Bessere Arbeitssicherheit und Ausbau der betrieblichen Vorsorge (Ausgleich der sozialen Leistungen, betriebliche Krankenversicherung und Betriebsrente)
Feste Regelungen für humane Arbeitsbedingungen, insbesondere bei schlechtem Wetter.
Standardisierung der Firmenabläufe, insbesondere in der Kommunikation, Dienstplanung und Konfliktschlichtung.
Mehr betriebsinterne Fortbildungsmöglichkeiten zu festen Zeitabständen.
Mehr Freizeit. Insbesondere eine Erhöhung des Urlaubsanspruchs auf den deutschlandweiten Durchschnitt und zusätzliche bezahlte Freistellungen für soziale Angelegenheiten und Bildungszwecke.
Mehr Mitbestimmung in Form einer selbstorganisierten basisdemokratisch strukturierten Arbeitnehmer*innenvertretung (alternativer Betriebsrat)
Die Belegschaft erhofft sich mit diesem Tarifvertrag die in letzter Zeit vermehrten Probleme zu lösen, und für sich einen sicheren, angenehmen und frustlosen Arbeitsplatz zu schaffen, in einem Betrieb, der sie für ihre Arbeit schätzt und nicht nur ausnutzt. Auch für die Arbeitgeber sollte der Tarifvertrag von Interesse sein, da die Bestimmungen ihnen erleichtern werden, die bestehenden Arbeitnehmer*innen fester an den Betrieb zu binden, während ihre Firma dadurch für neue Arbeitnehmer*innen attraktiver wird.
Die FAU-Heidelberg verfolgt als anarchosyndikalistische Gewerkschaft bei der kommenden Verhandlung einen Prozess gemäß ihrer Grundprinzipien. Nach dem Prinzip der Selbstorganisation führt sie die Verhandlungen über ihre betriebsinterne Mitglieder und ihrer Betriebsgruppe. Nach dem Prinzip der gegenseitigen Hilfe stehen alle Mitglieder, sowie die gesamte FAU-Föderation, solidarisch hinter den Beschäftigten von SWA. Nach dem Prinzip der Hierarchiefreiheit werden alle Entscheidungen basisdemokratisch mit Urabstimmungen in der Belegschaft getroffen. Für die Emanzipation der Arbeitnehmer*innen und die kollektive Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensumstände.
Gemeinsam sind wir stark! Gemeinsam schaffen wir das! Und wie das Lied sagt: „Solidarity forever, for the union makes us strong!“